Ein gut gemachter Onlineshop hat ein Ziel: Kunden sollen die richtigen Produkte ohne großen Aufwand finden, im Idealfall noch ein paar Zusatzprodukte mit in den Warenkorb legen und dann möglichst schnell auf den Kauf-Button klicken. Doch der so genannte Checkout zählt zu den kritischsten Phasen im Kaufprozess. Häufig springen Kunden im letzten Moment noch ab. Die Konsequenz ist nicht nur ein unmittelbarer Umsatzverlust. Im schlimmsten Fall kann ein komplizierter Checkout das eigene Markenimage schädigen.
Kunden, die mit ihrem Mobilgerät einkaufen, verlieren schnell die Geduld, wenn sie in kaum sichtbaren Formularfeldern auf ihrer Handytastatur Adressen oder Bankverbindungen eintippen müssen. Mithilfe von Express- oder Quick-Checkout-Lösungen können Sie die User Experience verbessern, sowohl in Ihrem Onlineshop als auch in Ihrer Shopping App.
Was ist ein Express-Checkout?
Der Express- oder Quick-Checkout ist eine Zahlungsoption, die den Kaufprozess in Onlineshops abkürzt. Nutzer speichern ihre Adress- und Bezahldaten einmalig bei einem Express-Checkout-Dienst ab und können diese bei zukünftigen Käufen mit nur wenigen Klicks verwenden. Dies spart Zeit. Nebenbei erhöht das die Sicherheit der Transaktion, da die sensiblen Daten zentral bei einem vertrauenswürdigen Dienstleister hinterlegt sind und nicht bei den einzelnen Onlineshops gespeichert werden müssen.
Checkout-Prozess: express vs. traditionell
Der Express-Checkout führt schneller und einfacher zum Ziel.
Wie Sie in der Grafik sehen, durchlaufen Kunden beim traditionellen Checkout sechs Schritte bis zum Kaufabschluss. Jeder davon birgt die Gefahr, dass sie die Geduld verlieren oder es sich anders überlegen und den Shop verlassen. Daher sollte der Checkout so schnell, leicht und datensparsam gestaltet werden wie möglich. Express-Checkout-Lösungen bieten genau das: In der Regel ist der Kauf in nur drei einfachen Schritten erledigt.
Akzeptanz der Online-Bezahldienstleiter
Inzwischen bieten eine Reihe von Online-Payment-Providern Quick-Checkout-Lösungen an. Doch welche Lösung ist die richtige für Ihren Onlineshop?
Ein erstes Entscheidungskriterium ist die Nutzerbasis. Genaue Zahlen für Deutschland geben die einzelnen Anbieter nicht bekannt. Doch renommierte Marktforscher erheben kontinuierlich Zahlen zur generellen Akzeptanz der Online-Bezahldienste in Deutschland, die auch Rückschlüsse auf Express-Checkout-Lösungen zulassen. Laut einer Statista-Erhebung von Dezember 2022 sieht die Rangfolge so aus:
Neben der Reichweite unterscheiden sich die unterschiedlichen Player in der User Experience (UX). Schauen wir uns die einzelnen Anbieter unter dieser Perspektive einmal genauer an.
Quick-Checkout-Vergleich: Welche Unterschiede gibt es?
PayPal Express
Der Klick auf den PayPal-Express-Button ist die Umgehungsstraße des klassischen Checkouts. Die meisten Händler binden ihn neben dem “Zur Kasse”-Button ein, der den regulären Kaufprozess einleitet. Es ist auch die Integration in eine Produktdetailseite möglich.
So geht’s: Klicken Kunden auf den PayPal-Express-Button, werden sie sofort und ohne Umwege zu ihrem PayPal-Konto weitergeleitet. Dort können sie nach Eingabe von Passwort und SMS-Code das Zahlungsmittel auswählen und den Bestellvorgang abschließen. Anschließend kümmert sich PayPal um die Übermittlung der Versanddaten an den Händler.
Highlight:
PayPal führt Transaktionsgebühren für Kredit- oder Debitkartenzahlungen stellvertretend für den Händler an die Bank ab.
Wermutstropfen:
Händler müssen Transaktionsgebühren an PayPal bezahlen.
Wer bei dem Elektronikhändler Medion auf den Button “Direkt zu PayPal” klickt, kürzt den Checkout massiv ab.
Klarna Instant Shopping
Mit dem Expresskauf-Button von Klarna kaufen Kunden ihr Wunschprodukt mit nur zwei Klicks – egal, wo sie sich im Einkaufsprozess befinden. Im Anschluss erhalten sie eine Auftragsbestätigung und können den Einkauf in der Klarna-App verwalten.
So geht’s: Nach der Entscheidung für ein Produkt führt ein Klick auf den Expresskauf-Button und die Authentifizierung mittels Handynummer und Bestätigungscode direkt zur Seite mit den persönlichen Daten. Falls der Kunde Klarna schon früher genutzt hat, sind alle Informationen vorab ausgefüllt. So kann er den Kauf abschließen, ohne die Produktseite verlassen zu müssen.
Händler können den Expresskauf-Button auf der Produktseite, in der Warenkorbübersicht und bei Social-Media-Kampagnen einsetzen. Klarna berichtet, dass durch Instant Shopping Umsatzsteigerungen von bis zu 30 Prozent und Erhöhungen des durchschnittlichen Warenkorbs um bis zu 16 Prozent möglich sind.
Highlight:
Klarna führt Transaktionsgebühren für Kredit- oder Debitkartenzahlungen stellvertretend für den Händler an die Bank ab.
Wermutstropfen:
Händler müssen Transaktionsgebühren, eine monatliche Grundgebühr und eine einmalige Einrichtungsgebühr bezahlen.
Obwohl Klarna Instant Shopping bereits im Frühjahr 2020 eingeführt wurde, ist das Zahlungsmittel in deutschen Shops noch kaum zu finden. Links: Rosa Klarna Button. Rechts: Klarna-Zahlung.
Amazon Pay
Der Quick-Checkout-Dienst Amazon Pay optimierte kürzlich den Zahlungsprozess und verringerte die Schritte bis zum Kaufabschluss.
So geht’s: Nach dem Login in das Amazon-Konto wählen Kunden aus den hinterlegten Zahlungsmitteln und Lieferanschriften aus und schließen den Kauf ab. Händler profitieren von dem Vertrauen, das Kunden in Amazon haben. Dies kann zu höheren Konversionsraten und einem verbesserten Kundenerlebnis führen.
Highlight:
Amazon führt Transaktionsgebühren für Kredit- oder Debitkartenzahlungen stellvertretend für den Händler an die Bank ab.
Wermutstropfen:
Händler müssen Transaktionsgebühren bezahlen.
Apple Pay
Auch Apple Pay verkürzt den Bezahlvorgang und erspart es Kunden, Zahlungs- und Versandinformationen manuell einzugeben. Händler können Apple Pay wahlweise im Warenkorb oder auf der Produktdetailseite integrieren.
So geht’s: Wählen Nutzer die Bezahloption aus, müssen sie sich auf ihren Smartphones, iPads oder MacBooks über biometrische Verfahren wie Touch ID oder Face ID authentifizieren. Danach wählen sie das Zahlungsmittel aus und schließen die Bestellung ab. Nutzen Kunden alte Geräte, die keine biometrische Authentifizierung erlauben, müssen sie die Zahlung über Bluetooth mit ihrem mobilen Endgerät bestätigen.
Highlight:
- Nahtlose Integration in die iOS-User-Experience.
- Apple Pay verlangt von Händlern keine Nutzungsgebühr.
Wermutstropfen:
- Apple Pay ist für den mobilen Gebrauch optimiert. Am Desktop ist die Nutzung nur über den Safari-Browser möglich. Android-Geräte haben keinen Zugang zu Apple Pay.
- Händler müssen Transaktionsgebühren für Kredit- oder Debitkartenzahlungen an die Bank abführen.
Links: Quick-Checkout-Button von Apple Pay. Rechts: Einfache und schnelle Zahlung durch Doppelklick auf den Seitenknopf.
Google Pay
Einmal eingerichtet, können Nutzer bei Google Pay schnell und sicher mit ihren Android-Geräten bezahlen, ohne bei jedem Online-Einkauf Zahl- und Lieferdaten sowie Passwörter oder andere Authentifizierungsdetails eintippen zu müssen. Google Pay unterstützt biometrische Methoden wie Touch ID oder Face ID auf kompatiblen Geräten. Dies macht den Bezahlvorgang sicherer und bequemer.
So geht’s: Nach dem Klick auf den Google-Pay-Button erfolgt die biometrische Authentifizierung. Anschließend wählen Kunden das Zahlungsmittel aus und schließen den Kauf ab.
Highlights:
- Google Pay arbeitet mit PayPal zusammen. Dadurch können Kunden, die keine Kreditkarten besitzen oder deren Banken Google Pay nicht unterstützen, dennoch den Dienst über ihr PayPal-Konto verwenden.
- Nahtlose Integration in die Android-User-Experience.
- Google Pay verlangt von Händlern keine Nutzungsgebühr.
Wermutstopfen:
Händler müssen Transaktionsgebühren für Kredit- oder Debitkartenzahlungen an die Bank abführen.
Der Bezahlvorgang bei Etsy mit Google Pay.
Ergebnisse des Express-Checkout-Vergleichs
Im Vergleich zeigt sich: Apple Pay und Google Pay bieten eine gute User Experience auf mobilen Geräten. PayPal und Klarna überzeugen durch ihre weite Verbreitung und hohe Akzeptanz bei den Nutzern. Auch Amazon Pay hat eine große Nutzerbasis, aber ist nicht so weit verbreitet: Einige Händler zögern mit der Implementierung. Sie befürchten, dass Amazon Zugriff auf Verkaufsdaten aus ihren Onlineshops erhalten könnte – ein Vorwurf, den Amazon dementiert.
Die angebotenen Bezahlservices unterscheiden sich ebenfalls. PayPal, Klarna und Amazon Pay bieten Optionen wie Rechnungskauf, Kauf in 30 Tagen oder Finanzierung. Diese könnten zu höheren Warenkorbwerten und besseren Konversionsraten führen. Apple und Google Pay beschränken sich auf Kartenzahlungen.
Die Gebühren für Händler variieren ebenfalls erheblich. In Puncto Händlergebühr ist Klarna Instant Shopping am teuersten, im Anschluss folgen PayPal Express und Amazon Pay. Google Pay und Apple Pay verlangen keine Nutzungsgebühren von den Händlern. Allerdings müssen Händler bei diesen beiden Diensten die regulären Transaktionsgebühren für Kredit- und Debitkartenzahlungen an die Bank oder den zwischengeschalteten Zahlungsdienstleister abführen.
Vergleichstabelle I: Handhabung des Quick-Checkouts
Vergleichstabelle II: Payment-Prozess des Quick-Checkouts
Express-Checkout hat nicht nur Vorteile
Wer eine Express-Checkout-Lösung einführen möchte, sollte bedenken, dass es neben Vorteilen auch handfeste Nachteile für Kunden und Händler gibt. Diese sind:
- Unsicherheiten der Kunden: Durch die Reduktion der Bestellschritte erhalten Kunden weniger Informationen über ihre Bestellung, was zu Unsicherheiten führen kann.
- Datensicherheit: Einige Nutzer haben Bedenken, ihre Zahlungsdaten bei Drittanbietern zu hinterlegen – auch wenn sie dort oft sicherer als bei den Händlern selbst sind. Sie fürchten, dadurch zu "transparent" zu werden.
- Verlust von Touchpoints und Kundeninformationen: Die Shopbetreiber verlieren durch den beschleunigten Checkout nicht nur Touchpoints für Up- und Cross Selling, sondern unter Umständen auch Informationen über ihre Kunden. Schließlich hinterlegen die Kunden ihre Daten bei den Payment-Anbietern und nicht zwangsläufig im Onlineshop.
Eine Frage, die gut überlegt sein will, lautet: Wo im Shop ist ein Express-Checkout-Button sinnvoll? Dienste wie PayPal und Klarna Instant Shopping erlauben die Integration nicht nur in die Warenkorbübersicht, sondern auch in die Produktdetailseite. Das fördert den Spontankauf, kann aber im Nachgang für mehr Retouren sorgen. Zudem besteht das Risiko, dass Kunden durch Ein-Produkt-Käufe für unrentable Warenkörbe sorgen. Für die optimale Platzierung sind A/B-Tests sinnvoll.
Trotz allem Für und Wider: Durch den Trend zu Mobile Shopping ist der Quick-Checkout weit mehr als nur eine technische Annehmlichkeit. Er ist ein entscheidender Faktor für die Kundenzufriedenheit, die Optimierung der Conversion Rate und letztendlich für den wirtschaftlichen Erfolg eines Onlinehändlers. In einer Zeit, in der die Kundenloyalität immer schwerer zu gewinnen ist, stellt der Express-Checkout eine wirksame Strategie für Onlineshops dar. Er schafft positive Einkaufserlebnisse, die Ihren Shop von der Konkurrenz abheben.
Gerne beraten wir Sie rund um den Checkout-Prozess und finden eine geeignete Strategie für Ihren Onlineshop!