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Das BFSG ist Teil der Umsetzung der EU-Richtlinie über die Barrierefreiheitsanforderungen für Produkte und Dienstleistungen (European Accessibility Act, kurz EAA). Demnach sollen Websites und Onlineshops ihren Online-Auftritt so gestalten, dass sich jeder, mit oder ohne Einschränkungen, problemlos zurechtfindet. Digitale Barrierefreiheit hilft allen: Älteren Menschen, Menschen mit Behinderungen oder Menschen, die vorübergehend eingeschränkt sind.
Gerne unterstĂĽtzen wir Sie dabei, Ihren Online-Auftritt barrierefrei zu gestalten.
Kernaspekte der digitalen Barrierefreiheit:
- Wahrnehmbarkeit: Inhalte müssen sichtbar oder hörbar sein – etwa durch Alternativtexte für Bilder.
- Bedienbarkeit: Alle Funktionen müssen per Maus, Tastatur oder Touchscreen zugänglich sein.
- Verständlichkeit: Klare Sprache und eine intuitive Navigation erleichtern den Zugang.
- Robustheit: Inhalte mĂĽssen mit Screenreadern und anderen assistiven Technologien kompatibel sein.
BFSG: Wer ist betroffen – und wer nicht?
Das Barrierefreiheitsstärkungsgesetz (BFSG) verpflichtet viele Unternehmen zur digitalen Barrierefreiheit – doch nicht alle fallen unter die Regelung. Kleinstunternehmen mit weniger als zehn Mitarbeitenden und einem Jahresumsatz unter zwei Millionen Euro sind vom BFSG ausgenommen. Dennoch zahlt sich Barrierefreiheit für sie aus: Auch kleine Unternehmen profitieren von einer zugänglichen Website – sie verbessert die Nutzerfreundlichkeit, stärkt das Vertrauen der Kunden und eröffnet neue Marktchancen. Wer frühzeitig investiert, sichert sich langfristige Wettbewerbsvorteile.
Grundsätzlich gilt das Gesetz für alle Anbieter, die Produkte oder Dienstleistungen innerhalb der EU verkaufen. Dabei spielt es keine Rolle, ob das Unternehmen in der EU ansässig ist oder nicht. Halten Betroffene die Vorgaben des BFSG nicht ein, drohen nach § 37 BFSG Abs. 2 empfindliche Bußgelder bis zu 100.000 Euro und erhebliche Imageschäden.
Produkte, die vom BFSG betroffen sind:
- Hardware-Systeme und Betriebssysteme fĂĽr Universalrechner im Verbraucherbereich
- SelbstbedienungsÂterminals wie Fahrkarten-, Geld- oder Check-in-Automaten
- TelekommunikationsÂendgeräte fĂĽr Verbraucher wie Mobiltelefone
- Endgeräte mit interaktiven Funktionen, etwa interaktive Fernseher
- E-Book-Reader
Dienstleistungen, die vom BFSG betroffen sind:
- Elektronische Dienstleistungen im Geschäftsverkehr mit Verbrauchern, etwa E-Commerce-Plattformen, Kontaktformulare oder TerminbuchungsÂsysteme –insbesondere Onlineshops und Apps.
- TelekommunikationsÂdienste wie Telefonie oder Messenger
- Digitale Angebote im Bereich der PersonenÂbeförderung, darunter elektronische Ticketdienste, Webseiten und Apps
- BankdienstÂleistungen
- Software fĂĽr E-Books
Barrierefreiheit: Verpflichtung oder Wettbewerbsvorteil?
Digitale Barrierefreiheit ist für jedes Unternehmen wichtig, auch für Ihres. Damit erweitern Sie Ihre Reichweite, optimieren die UX im E-Commerce und erfüllen die gesetzlichen Anforderungen des Barrierefreiheitsstärkungsgesetzes.
Handeln Sie frĂĽhzeitig und sichern Sie sich entscheidende Vorteile:
Ethische Verantwortung
RechtsÂsicherheit
Neue Zielgruppen
In Deutschland leben über 10 Millionen Menschen mit Behinderungen, davon 7,9 Millionen mit Schwerbehinderung (Statistisches Bundesamt, 2021 & 2023). Wer digitale Barrierefreiheit konsequent umsetzt, beweist nicht nur Regelkonformität, sondern echtes Engagement – für seine Kunden, seine Marke und eine inklusivere Gesellschaft.
Fünf Säulen für eine zukunftssichere Website
Eine barrierefreie Website ist nicht nur gesetzlich vorgeschrieben, sondern auch ein klarer Wettbewerbsvorteil. Mit den folgenden fünf Säulen der Barrierefreiheit legen Sie die Basis für eine inklusive und benutzerfreundliche Plattform.
Textorientierung: Inhalte verständlich und zugänglich machen
Texte sind das HerzstĂĽck einer Website. Setzen Sie auf folgende MaĂźnahmen:
- Texte in einfacher Sprache: Achten Sie darauf, dass Ihre Onlinetexte leicht verständlich sind – ohne Fachjargon und Schachtelsätze. Bieten Sie ggf. eine alternative Version in einfacher Sprache an.
- Barrierefreie Links: Barrierefreie Links sind verständlich, gut erkennbar und für Screenreader optimiert. Ein sinnvoller Linktext beschreibt klar, wohin der Link führt. Er ist mit der Tastatur erreichbar und enthält eine zusätzliche ARIA-Label-Beschreibung für Screenreader. Beispiel: <p>Mehr über digitale Barrierefreiheit erfahren Sie auf der offiziellen Website des BFSG: <a href="https://www.bfsg.de" aria-label="Offizielle Website des Barrierefreiheitsstärkungsgesetzes (BFSG)" >Website des BFSG besuchen.</a></p>
- Alt-Texte: Versehen Sie Bilder, Grafiken und Videos mit prägnanten Alternativtexten, die den Inhalt beschreiben. Screenreader lesen diese Texte vor und ermöglichen blinden oder sehbehinderten Nutzern das Verständnis der visuellen Inhalte. Beispiel: Anstelle von „Bild123.jpg“ sollte ein Alt-Text wie „Foto eines roten Sneakers auf weißem Hintergrund“ stehen.
- Barrierefreie Formulare: Formulare sollten klar strukturiert sein und eindeutige Beschriftungen und Hinweise enthalten, um die Eingabe zu erleichtern.
- Barrierefreie PDFs: PDF-Dokumente sollten so gestaltet sein, dass sie auch für Menschen mit Einschränkungen problemlos nutzbar sind. Dazu gehören eine strukturierte Gliederung mit Überschriften, auslesbare Texte statt Bilder von Texten, sowie Alternativtexte für Grafiken. Zudem müssen korrekte Tags und eine logische Lesereihenfolge hinterlegt sein, damit Screenreader die Inhalte verständlich wiedergeben können. Interaktive Elemente wie Formulare sollten auch per Tastatur bedienbar sein.
- Untertitel und Audiobeschreibungen: Fügen Sie Ihren Videos Untertitel hinzu, damit hörgeschädigte Nutzer den Inhalt verstehen können. Für Menschen mit Sehbehinderungen sind Audiobeschreibungen hilfreich, die beschreiben, was im Video passiert.
💡 Tipp: Testen Sie die Verständlichkeit Ihrer Texte mit Tools wie dem Lesbarkeitsindex. Nutzen Sie bei Ihren Videos Tools wie YouTube Studio oder Vimeo, um Untertitel automatisch zu generieren und manuell anzupassen.
Kontraste und Farben: Inhalte sichtbar machen
Farben und Kontraste sind zentrale Faktoren für ein barrierefreies Webdesign. Unterschiedliche Kontraststufen sorgen dafür, dass Inhalte für alle Nutzer gut erkennbar bleiben. Ein durchdachtes Farbdesign stellt sicher, dass Ihre Website den gesetzlichen Anforderungen des Barrierefreiheitsstärkungsgesetzes entspricht:
- Farbkontraste optimieren: Wählen Sie einen Farbkontrast von mindestens 4,5:1 (Stufe AA) oder besser 7:1 (Stufe AAA). So können auch Menschen mit Sehbehinderungen oder Farbsehschwächen den Text gut lesen.
- Farben klug einsetzen: Vermeiden Sie problematische Kombinationen wie Rot-Grün oder Blau-Gelb. Diese sind für Menschen mit Farbsehschwächen schwer zu unterscheiden.
đź’ˇ Tipp: Tools wie Contrast Checker oder Color Oracle helfen, Kontraste zu prĂĽfen und farbliche Barrieren zu erkennen.
Skalierbarkeit: Inhalte flexibel anpassen
Nicht alle Nutzer greifen mit einem großen Bildschirm auf Ihre Website zu – viele verwenden Smartphones, Tablets oder andere mobile Endgeräte. Ihre Website sollte sich daher dynamisch an unterschiedliche Bildschirmgrößen und Nutzeranforderungen anpassen. Dabei gilt:
- Responsives Design: Ein flexibles Layout sorgt dafür, dass Inhalte unabhängig vom Endgerät optimal dargestellt werden. Achten Sie darauf, dass Navigationselemente, Bilder und Texte sich automatisch an die jeweilige Bildschirmgröße anpassen.
- Schriftgröße skalierbar: Nutzer müssen die Schrift auf mindestens 200 % vergrößern können, ohne dass Inhalte verloren gehen oder die Benutzerfreundlichkeit leidet. Vermeiden Sie feste Schriftgrößen und setzen Sie auf relative Einheiten wie „em“ oder „rem“.
- Interaktive Elemente berücksichtigen: Schaltflächen und Links sollten auch auf Touchscreens leicht bedienbar sein. Stellen Sie sicher, dass Abstände groß genug sind, um versehentliches Tippen zu vermeiden.
💡 Tipp: Testen Sie Ihre Website regelmäßig auf verschiedenen Geräten und mit unterschiedlichen Zoomstufen. Nutzen Sie hierfür Entwicklertools im Browser oder testen Sie direkt auf Smartphones und Tablets. So stellen Sie sicher, dass Ihre Inhalte stets optimal zugänglich bleiben.
Logische Reihenfolge und Geräteunabhängigkeit
Blinde Nutzer navigieren Ihre Website nicht visuell, sondern linear – etwa mithilfe von Screenreadern oder Tastatursteuerung. Strukturieren Sie die Inhalte klar und logisch. So sind sie leicht zu erfassen:
- Eingabemethoden unterstĂĽtzen: Alle Funktionen Ihrer Website sollten sich per Maus, Tastatur und Touchscreen bedienen lassen.
- Logische Reihenfolge: Ordnen Sie die Inhalte so, dass Nutzer sie auch ohne visuelle Hilfsmittel mit der Tabulator-Taste in der richtigen Reihenfolge erfassen.
- Skip-Links: Fügen Sie Links ein, damit Nutzer direkt zu den Hauptinhalten springen können.
- Tastenkombinationen testen: Falls spezielle Shortcuts genutzt werden, dĂĽrfen sie nicht mit systemweiten TastenkĂĽrzeln kollidieren.
- Fokus-Markierungen ĂĽberprĂĽfen: Deutlich sichtbare Fokus-Indikatoren zeigen an, welches Element aktuell aktiv ist.
- JavaScript nicht erzwingen: Stellen Sie sicher, dass Ihre Website auch ohne JavaScript reibungslos läuft. Der Grund: Einige Hilfsgeräte funktionieren damit nicht richtig.
💡Tipp: Prüfen Sie mithilfe eines Screenreaders die Tastatur-Bedienbarkeit, damit Sie mögliche Barrieren erkennen. Verwenden Sie Tools wie Accessibility Insights, um die Gerätekompatibilität zu prüfen.
Strukturierte Inhalte: Ordnung durch HTML
Barrierefreie Websites benötigen eine klare und logische Struktur. Dies beginnt bei der Hauptnavigation und sollte sich bis in die einzelnen Inhalte erstrecken. Eine gut durchdachte Struktur hilft nicht nur Nutzern – insbesondere Menschen mit Seh- oder kognitiven Einschränkungen – sondern verbessert auch die Indexierbarkeit durch Suchmaschinen wie Google.
- Klare Struktur: Nutzen Sie semantische HTML-Elemente wie Überschriften (<h1> bis <h6>), Listen (<ul>, <ol>) und Absätze (<p>), um Inhalte sinnvoll zu strukturieren. Das erleichtert Screenreadern die Navigation und verbessert die Verständlichkeit für alle Nutzer.
- Korrekte Reihenfolge: Die Hierarchie der Ăśberschriften sollte logisch sein (<h1> fĂĽr Haupttitel, <h2> fĂĽr Untertitel usw.), um Orientierung zu bieten.
- Visuelle und inhaltliche Klarheit: Setzen Sie auf kurze Absätze und sprechende Überschriften, damit Inhalte leicht erfasst werden können.
- ARIA-Attribute gezielt einsetzen: Falls Standard-HTML-Strukturen nicht ausreichen, helfen ARIA-Attribute (aria-label, role etc.), um die Barrierefreiheit weiter zu verbessern.
đź’ˇ Tipp: Validieren Sie den HTML-Code Ihrer Website mit Tools wie dem W3C Validator, um Fehler zu vermeiden und eine saubere Struktur sicherzustellen.
Barrierefreiheit zahlt sich aus: 7 Vorteile fĂĽr Ihr Unternehmen
1. Rechtliche Sicherheit & Zukunftsfähigkeit: Strengere gesetzliche Vorgaben machen digitale Barrierefreiheit zur Pflicht. Unternehmen, die frühzeitig handeln, vermeiden hohe Anpassungskosten und minimieren das Risiko von Abmahnungen oder Strafen.
2. Optimale Nutzererfahrung für alle: Eine barrierefreie Website bietet allen Nutzern ein besseres Erlebnis – unabhängig von Alter, Sprachkenntnissen oder technischen Fähigkeiten. Klare Navigation, gut lesbare Texte und eine intuitive Bedienung erleichtern die Nutzung und sorgen für eine angenehme Interaktion. Hohe Kontraste, verständliche Sprache und eine logische Struktur helfen nicht nur Menschen mit Behinderungen, sondern auch älteren Personen, internationalen Nutzern und Menschen mit temporären Einschränkungen. So erreichen Sie eine breitere Zielgruppe und verbessern gleichzeitig die Benutzerfreundlichkeit Ihrer digitalen Angebote.
3. Größere Zielgruppe: In Deutschland gibt es über 10 Millionen Menschen mit Behinderungen. International sind es etwa 15% der Weltbevölkerung – was über eine Milliarde potenzielle Kunden ergibt. Mit barrierefreien Inhalten öffnen Sie sich diesem riesigen Marktpotenzial.
4. Mehr Umsatz, weniger Supportanfragen: Eine größere Zielgruppe bedeutet mehr potenzielle Kunden und bessere Verkaufschancen. Zudem verringert eine leicht verständliche Website Rückfragen, Support-Anfragen und die Abbruchrate.
5. Technische Kompatibilität: Barrierefreie Websites sind in der Regel für verschiedene Endgeräte, Betriebssysteme und Browser besser optimiert. Sie basieren auf standardkonformen Technologien, was eine stabile und reibungslose Nutzung sicherstellt.
6. Bessere Sichtbarkeit und Performance: Eine barrierefreie Website wird nicht nur von Nutzern, sondern auch von Suchmaschinen bevorzugt. Klare HTML-Strukturen, schlanker Code und schnelle Ladezeiten verbessern die Indexierung und sorgen fĂĽr eine bessere Platzierung in den Suchergebnissen. Eine schnelle Website ist ein Vorteil fĂĽr alle Nutzer, insbesondere in Regionen mit langsamem Internet. So steigern Sie Reichweite, Auffindbarkeit und die allgemeine Nutzerzufriedenheit.
7. Nachhaltigkeit & Reputationsgewinn: Weniger überladene, optimierte Websites verbrauchen weniger Energie und Serverressourcen – ein Pluspunkt für die Umwelt und das Budget. Wenn Ihr Unternehmen Inklusion ernst nimmt, zeigt es gesellschaftliche Verantwortung. Das stärkt nicht nur Ihre Marke, sondern macht Sie auch für Kunden und Geschäftspartner attraktiv.
Barrierefrei im Web: Die besten Tools für eine zugängliche Website
Mit den richtigen Tools identifizieren und beheben Sie digitale Barrieren schnell und effizient. Diese Lösungen helfen Ihnen dabei, Ihre Website oder Anwendung für alle Nutzer zugänglich zu machen. Das ist ein Gewinn für Sie, Ihre Kunden und die digitale Inklusion!
Axe – das smarte Browser-Plugin für schnelle Analysen
Wave – umfassende Prüfung mit visuellem Feedback
Lighthouse – das Google-Tool für Performance und Barrierefreiheit
Accessibility Insights – detaillierte Tests für eine zugängliche Website
Barrierefreiheit-Pflicht 2025 – so wird sie Ihr Vorteil
2025 ist der Startschuss für mehr digitale Inklusion – seien Sie vorne mit dabei! Barrierefreiheit bringt neue Chancen, stärkt Ihre Marke und macht Ihr Unternehmen fit für die Zukunft. Gerne unterstützen wir Sie dabei, Ihre Seite auf Barrierefreiheit zu prüfen und entsprechend anzupassen.